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Österreich: Innovationsmanifest - Strategie für die Zukunft von Laminatböden

 

 

Auf Einladung des außerordentlichen Mitglieds Neuhofer Holz GmbH (Zell am Moos/Austria) waren am 8 und 9. Mai über 60 Teilnehmer zur Jahreshauptversammlung des EPLF ins österreichische Salzkammergut nach Mondsee gereist. Im neuen „EPLF-Innovationsmanifest“ legte der Verband seine Strategie für eine erfolgreiche Zukunft der Laminatböden fest. Vier Impulsvorträge der Mitgliedsfirmen Hymmen, Interprint, Selit Dämmtechnik und Surteco/Dakor Melamin boten den EPLF-Netzwerkern ein umfassendes Informationspaket zu wichtigen Branchenthemen.

Nach den intensiven Arbeitssitzungen der Fachgruppen „Technik“ sowie „Märkte und Image“ stand der zweite Tag des Verbandstreffens ganz Zeichen des Innovationsforums „Laminate 2020 – Forum of Innovations“. Im letzten Jahr hatte der EPLF das neue Tagungsformat für seine Mitglieder mit großem Erfolg gestartet.

In Mondsee standen vier Fachvorträge auf dem Programm: Heike Schlosser, Surteco Decor GmbH, und Ralf Lerner, Dakor Melamin Imprägnierungen GmbH, referierten zum Thema: „One in Motion – Trends und Anwendungen“, Carsten Brinkmeyer, Hymmen GmbH Maschinen- und Anlagenbau, präsentierte „Böden mit digitaler Optik und Haptik - der Laminatboden der Zukunft? – Darstellung des Standes der Technik in der Produktion von digitalen Oberflächen in Kombination mit digitaler, synchroner Struktur“, Salvatore Figliuzzi, Interprint GmbH, gab Auskunft zu: „Transform – eine Gesellschaft im Wandel – Wie beeinflusst das Räume und Fußböden?“ und Friedrich Meyknecht, Selit Dämmtechnik GmbH, informierte über “Die neue Generation der Laminatunterlagen: Mit der Twinfoam-Technologie werden bislang gegenläufige Produkteigenschaften optimiert”.

In Vertretung für den erkrankten EPLF-Präsidenten Ludger Schindler fasste Vize-Präsident Paul De Cock die Idee des Forums „Laminate 2020“ zusammen: „Wir leben in einer Welt, in der unaufhörlich an Neuem gearbeitet wird. Deshalb ist für unsere Mitglieder von Vorteil, sich frühzeitig über Trends und notwendige Veränderungen auszutauschen und direkten Zugang zum Knowhow und dem Ideenpool aller Fördermitglieder des weltweit größten Verbandes von Laminatherstellen zu haben. Es geht bei ‚Laminate 2020‘ nicht um allgemeine Vorträge über technologische Entwicklungen. Es geht um ganz konkrete Anregungen und den aktiven Austausch der ordentlichen und außerordentlichen Mitglieder des EPLF. Es geht um die Zukunft des Laminats.“

Fortschritte im technschen Arbeitskreis
Dr. Theo Smet berichtete In Vertretung für Obmann Eberhard Herrmann über die aktuellen Aktivitäten des EPLF Arbeitskreises Technik. Das EU-geförderte Projekt „Stuhlrolle“ ist gestartet und die ersten Tests laufen bereits. Das 50 Jahre alte und völlig überholte Testverfahren soll modernisiert werden. In Kooperation mit dem IHD - Institut für Holztechnologie Dresden wird bis zum August 2018 ein Prüfverfahren mit einem adäquaten Testgerät entwickelt, das für schwimmend verlegte Bodenbeläge mit verschiedenen Verriegelungen ebenso wie für verklebte Bodenbeläge anwendbar ist und dabei grundsätzlich die Unterlagsmaterialien mit berücksichtigt. Außerdem erproben mehrere EPLF-Mitgliedsfirmen aktuell ein neues Prüfgerät zum „Test mit der kleinen Kugel“. Zum Thema „Tiefe Strukturen“ beantragt der EPLF auf CEN-Ebene einen Anhang zur EN 13329. Die neuen Testmethoden für tiefe Strukturen aus dem erfolgreich abgeschlossenen Pilotprojekt des EPLF sollen damit in die Norm integriert werden. Außerdem hat der EPLF einen Zusatz zur EN 16511 beantragt, um die neuesten Erkenntnisse zur „großen Kugel“ zu berücksichtigen sowie beim Mikrokratztest in Zukunft die bisherige „Methode B“ zu streichen.

Einen aktuellen Erfolg konnte der EPLF mit seiner fachlichen Mitwirkung am neuen EU-Ecolabel für Möbel und Fußbodenbeläge aus Holz, Kork und Bambus verzeichnen: Bereits Ende Januar 2017 ist die neue Fassung in Kraft getreten. Es wird in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union, aber ebenso in Norwegen, Liechtenstein und Island als EU-Umweltzeichen anerkannt und liefert so auf internationaler Ebene ein deutliches Signal an die Endkunden. Europäische Qualitätslaminatböden entsprechen weitgehend den Kriterien dieser Produktkennzeichnung, daher dürfen die Highend-Laminate der EPLF-Mitgliedsunternehmen künftig das EU-Ecolabel beantragen.

EPLF-Absatz bleibt regional uneinheitlich

Zur Mitgliederversammlung stellte Max von Tippelskirch als Obmann des Arbeitskreises Märkte und Image die ersten Quartalszahlen des EPLF für 2017 vor: Der globale Absatz von Laminatböden aus der europäischen Produktion der EPLF-Mitgliedsfirmen im 1. Quartal 2017 zeigte im Vergleich zum Vorjahresquartal einen leichten Abwärtstrend. Die regionale Entwicklung verlief gewohnt unterschiedlich: Im Quartalsvergleich zum Vorjahr zeigte sich Westeuropa als einziger Regionalmarkt insgesamt schwächer, Osteuropa blieb relativ stabil, Nordamerika verzeichnete ein deutliches Wachstum, in Südamerika und Asien waren die Zuwächse zweistellig. Aber ein Quartal ist noch kein ganzes Jahr – es gibt noch viele Chancen und es ist noch viel zu tun.

EPLF-Innovationsmanifest verabschiedet
Unter anderem waren es gewisse Substitutionstendenzen im westeuropäischen Kernmarkt, die den EPLF-Vorstand veranlassten, im letzten Jahr eine besondere Verbandsinitiative zu starten: Ein neues Strategiepapier formuliert das Selbstverständnis des Verbands und definiert die Leitlinien für die zukünftige Arbeit. In Mondsee wurde das „EPLF-Innovationsmanifest“ den Mitgliedern offiziell präsentiert und verabschiedet.

Paul de Cock beschrieb diese Initiative des EPLF wie folgt: „Laminat ist der Boden, der sich seit 40 Jahren immer wieder neu erfindet. Ohne das Engagement der europäischen Laminatindustrie und ihrer Zulieferer gäbe es keinen leisen Laminatboden, es gäbe keine Klicksysteme, keinen Poren-Synchrondruck und keinen Digitaldruck. Unsere heutigen Produkte sind Ausdruck der europäischen Innovationsführerschaft. Stetige Innovation zeigt sich in konkreten Vorteilen für unsere Kunden. Aus diesen Vorteilen können wir Entwicklungspotentiale für unsere Laminatböden ableiten, die unseren Führungsanspruch auch in Zukunft sichern. Wir wollen Impulse für das europäische Laminat der Zukunft setzen. Darin liegt ein wichtiger Fokus unserer Verbandsarbeit im EPLF. Unser Ziel ist es, den Zukunftsanspruch von europäischem Laminat festzuschreiben.“

Zehn Thesen bilden die Grundlage des EPLF-Innovationsmanifests:

  1. Europäische Laminathersteller haben Erfahrung
  2. Europäische Laminathersteller haben Mut
  3. Europäische Laminathersteller haben Marktnähe
  4. Europäische Laminathersteller wollen Wettbewerb
  5. Europäische Laminathersteller fördern Qualifikation
  6. Europäische Laminathersteller fördern Dialog
  7. Europäische Laminathersteller sichern Standards
  8. Europäische Laminathersteller schaffen Marktpräsenz
  9. Europäische Laminathersteller haben Teamgeist
  10. Europäische Laminathersteller sichern Nachhaltigkeit.

Im Dokument ist jede dieser Thesen detailliert ausgeführt. Das Papier soll im weiteren Jahresverlauf der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Paul De Cock: „Diese hohen Ansprüche an uns selbst und an unsere Produkte definieren den deutlichen Abstand, den wir gegenüber dem außereuropäischen Wettbewerb erarbeitet haben. Wenn wir diese zehn Punkte ernst nehmen, und wenn wir jeden Tag daran arbeiten, sie umzusetzen – dann wird europäisches Laminat das bleiben, was es heute zu Recht ist, ein international zukunftsfähiger Boden – und das beste Laminat der Welt.“

Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung als Ziele
Zur Umsetzung seiner Verbandsziele beschäftigt sich der EPLF schon seit längerem mit dem Themenschwerpunkt CSR (Corporate Social Responsibility) und möglichen Regularien und Selbstverpflichtungen auf europäischer Verbandsebene. Beim EPLF besitzt die Nachhaltigkeitsstrategie vom „Technischen Positionspapier“ 1996/97 bis zu den heutigen EPDs (Environmental Product Declarations) hohe Kontinuität und Stringenz. Daher ist es logisch, wenn man im EPLF darüber nachdenkt, diese Strategie in der nächsten Stufe durch kollektive Compliance-Selbstverpflichtungen auszuweiten und zukunftsfähig zu machen. Als neuen, vielversprechenden Ansatz hatte Victoria Neuhofer (Neuhofer Holz) den Mitgliedern des Arbeitskreises Märkte und Image die Kriterien des „UN Global Compact“ vorgestellt. Laut Mitgliederbeschluss wird der EPLF nun bei den UN-Gremien die Möglichkeit einer entsprechenden Verbandslösung ausloten.

Ebenfalls beschlossen wurde eine kleine Änderung des deutschen Verbandsnamens des EPLF von „Verband der Europäischen Laminatfußbodenhersteller e.V.“ in das kürzere „Verband der Europäischen Laminatbodenhersteller e.V.“. (Quelle: EPLF VERBAND DER EUROPÄISCHEN LAMINATBODENHERSTELLER E.V. - 06/2017)