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Österreich: Sägeindustrie Aktuell

 

 

„Die österreichische Sägeindustrie und der Holzhandel sind weltweit in allen Kategorien auf den ersten Plätzen zu finden. Als wesentlicher Industriezweig in der Holzbranche sind uns sowohl die vielen Forstbesitzer, die Partner in Gewerbe und Industrie, als auch unzählige Kunden in der ganzen Welt ein großes Anliegen. Über 300.000 Personen arbeiten in Österreich mit Holz. Der Internationale Holztag hat seit Jahrzehnten Tradition und wird in enger Abstimmung mit unseren Italienischen Partnern abgehalten.“ So eröffneten Mag. Herbert Jöbstl, Vorsitzender der österreichischen Sägeindustrie, und Dr. Carl-Eric Torgersen, Vorsitzender des Holzhandels, die Pressekonferenz.

Die aktuelle Situation auf den Rund- und Schnittholzmärkten
Im ersten Halbjahr 2017 konnte die Sägeindustrie im Vergleichszeitraum des Vorjahres die Schnittholzmärkte mit einer leichten Steigerung abschließen. Nach dem bereits guten Jahr 2016 beeinflusst Deutschlands Konjunkturaufschwung auch 2017 weiter die Nachfrage in den Nachbarländern positiv - beim Holzbauanteil gibt es eine gute Steigerung.

Italien bleibt der Hauptmarkt für die österreichischen Sägewerke. Nach einem positiven Jahr 2016 verzeichnen auch die ersten Monate 2017 ein Exportplus. Der heimische Absatzmarkt entwickelt sich ebenso erfreulich und auch die weiterverarbeitende Holzindustrie meldet eine sehr gute Auslastung. Die positiven Vorzeichen versprechen eine gute Nachfrage in den Monaten.

Die Rundholzversorgung der Sägewerke war im ersten Halbjahr 2017 österreichweit sehr unterschiedlich. Im Inland fehlten bereits 2016 vorwiegend die guten Qualitäten für Holzbausortimente. Die Sägeindustrie könnte diese fehlenden Mengen gut aus heimischem Rundholz übernehmen - insbesondere während des Sommers und zum Herbstbeginn ist die Versorgungslage in der Regel immer noch schwierig.

„Grundsätzlich gibt es genügend Bedarf an frischem Holz, da die wesentlichen Märkte eine gute und stabile Nachfrage signalisieren. Im ersten Halbjahr 2017 zeigten nahezu alle Sortimente steigende Tendenzen. Aus heutiger Sicht sind das dritte und vierte Quartal weiter sehr positiv zu beurteilen“, zeigen sich beide Vorsitzende zuversichtlich.

Auswirkungen von Windwürfen und Borkenkäferbefall

Der mitteleuropäische Rundholzmarkt ist derzeit von regional gehäuften Kalamitäten beeinflusst. Die Auswirkungen sind von Region zu Region, nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa sehr unterschiedlich. Auch in anderen Ländern (z. B. Polen, Deutschland, Tschechien) gab es enorme Gewitterschäden. Die heimische Holzbranche ist durchaus gewohnt, mit Schadholzmengen gut umzugehen. Die vom Ministerium derzeit geschätzte Gesamtmenge von rund 5,3 Mio. Festmeter Rundholz (2016: 5,4 Mio. Festmeter) liegt nicht höher als in den letzten Jahren und wird auch heuer gut von der Industrie aufgenommen werden.

Die Herausforderung heuer sind die gehäuften Mengen in bestimmten Regionen, die in sehr kurzer Zeit mitten im Sommer angefallen sind. Seit Anfang August ist der Käferbefall auch ohne den jüngsten Windwurfschäden massiv gestiegen; betroffen sind vor allem Oberösterreich und das Waldviertel. Dort fällt seit Wochen mehr Holz an, als kurzfristig abtransportiert werden kann. Speziell im nördlichen Einzugsgebiet, in Bayern und Tschechien, fließt bereits seit Mitte Juli Kalamitätsholz zu den Abnehmern in der österreichischen Holzindustrie. Diese ist auch vertraglich verpflichtet, es abzuführen. Jetzt kommen die jüngsten Windwurfschäden dazu.

Alle Partner der Wertschöpfungskette Holz sind bemüht, die angebotenen Holzmengen so rasch wie möglich abzufertigen, um Folgeschäden zu vermeiden. Die Rundholzlager sind inzwischen sehr gut gefüllt, da die Sägeindustrie bereits am Ende des zweiten Quartals regulär für das dritte Quartal eingekauft hat. Wesentlich bleibt die Mischung aus Frischholz und Kalamitätsholzlieferungen an die Sägestandorte.

Die Maßnahmen des Ministeriums und der Forstberater werden gut angenommen. Höhere Tonnagen sind kurzfristig bereits umgesetzt, um alle effizienzsteigernden Maßnahmen voll zu nutzen. Dazu gibt es bereits zusätzliche Fördermaßnahmen, betonte erst letzte Woche Andrä Rupprechter, Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft. Durch den Klimawandel werden Österreichs Waldbestände immer anfälliger für einen Befall durch den Forstschädling. Hier greift auch die von der Holzindustrie unterstütze Kampagne „Holz verwenden ist gut für das Klima – wir machen unseren Wald klimafit“. Gerade die hoffernen Waldbesitzer müssen noch besser informiert sein, in welchem Zustand sich ihr Wald befindet. „Nur ein regelmäßig genutzter Wald ist ein gesunder und daher auch klimafitter Wald für die nächsten Generationen“, so Jöbstl.

Für das dritte und vierte Quartal 2017 erwartet man auch in der Sägeindustrie ein sehr gutes Produktionsniveau. „Die weltweit angesehene österreichische Holzindustrie benötigt über das ganze Jahr Planungssicherheit und ist mit der tatkräftigen Unterstützung der Forstexperten und Waldbesitzer auf dem besten Weg, ihre Führungsrolle in Europa auszubauen“, so Jöbstl abschließend.

Trends beim Holzhandel

Der Vorsitzende des österreichischen Holzhandels im Bundesgremium des Baustoff-, Eisen-, Hartwaren- und Holzhandels der WKO, Dr. Carl-Erik Torgersen, spricht ebenso von einem positiven Trend: „ Der Holzhandel konnte im ersten Halbjahr 2017 eine positive Entwicklung verzeichnen. Bereits Mitte des vergangenen Jahres wurde ein Aufschwung sichtbar, der noch immer anhält. Der heurige Sommer und das Schönwetter haben zu einer steigenden Nachfrage geführt, vor allem nach Gartenholz.“

Bedeutung der Holz- und Sägeindustrie in Österreich und weltweit
Zur österreichischen Holzindustrie zählen rund 1.300 Betriebe mit ca. 25.000 Beschäftigten. Ein Großteil der Unternehmen (rd. 1.050) sind Sägewerke; die restlichen Betriebe finden sich im Holzbau sowie in der Möbel-, Platten- und Skiindustrie wieder. Österreichs Sägeindustrie belegt im internationalen Vergleich Rang acht bei den Nadelschnittholzproduzenten (ca. 9,5 Mio. m³/J). Beim Nadelschnittholzexport liegt sie auf dem siebten Platz – ein beachtlicher Wert, der durch überwiegend klein- und mittelbetrieblich strukturierte Unternehmen bewerkstelligt wird.

Ein wesentliches Merkmal der „hölzernen“ Branche ist das über Jahrzehnte relativ stabile Beschäftigungsniveau. Hier ist die starke Exportorientierung der überwiegend mittelständischen Betriebe hervor zu heben. Da die Betriebe meist dort angesiedelt sind, wo auch der Rohstoff Holz wächst, leistet die Holzindustrie einen wertvollen Beitrag zur Wertschöpfung in der Region und bietet vor allem in strukturschwachen Gebieten einen sicheren Arbeitsplatz.

Fakten zum Bundesgremium des Baustoff-, Eisen-, Hartwaren- und Holzhandels
Das Bundesgremium ist der größte Handelsverband in der Wirtschaftskammer Österreich mit über 20.000 Mitgliedsbetrieben. Der Holzhandel hat derzeit insgesamt 4.578 Mitglieder, wovon 3.951 aktiv sind. Knapp 50% der Mitglieder sind im Einzelhandel und 30% im Großhandel tätig. Laut einer erhobenen Branchenumfrage im Jahr 2016 verzeichnen zwei Drittel der Betriebe nach eigenen Angaben einen durchschnittlichen Umsatz von bis zu 1 Mio. Euro. Für das heurige Jahr wird eine leichte Umsatzsteigerung erwartet. Vielfach zählen zu den Kunden Möbelerzeuger, Holzgroßhandelsbetriebe oder auch private Endverbraucher. Die Sortiments-Struktur variiert von Rund- und Schnittholz über Plattenwerkstoffe oder Halbfertigprodukte bis hin zu Brennholz oder Terrassenböden. Die Betriebstypen der Holzhändler teilen sich vorwiegend auf in: Platzholzhandel, Streckengeschäft, Holzfachmarkt, Sägewerkshandel oder Rund- und Restholzhandel. (Quelle: Fachverband der Holzindustrie Österreichs - 09/2017)