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Holzknappheit zwingt zu Neuausrichtung: Olsberger Sägewerk baut Spielplätze

 

 

  • 25 Prozent der Jobs abgebaut

 

Vor dem Hintergrund von Rohstoffverknappung und hohen Einkaufspreisen müssen sich immer mehr mittelständische Sägewerke in NRW auf Ausweichstrategien konzentrieren. So hat die Firma Pieper Holz GmbH in Olsberg in die Weiterverarbeitung von Schnittholz investiert und seit Jahren die Produktion für Spielgeräte und Spielanlagen sowie Holzprodukte für Garten, Park und Landschaft ausgebaut. Der Umsatzanteil beträgt derzeit 11 Prozent. Im Jahre 2010 waren es noch 7 Prozent. 2010 sägte Pieperholz noch 550.000 Festmeter Rundholz, 2013 waren es nur noch 230.000 Festmeter. Der Mitarbeiterstamm musste in den zurückliegenden Jahren von ehemals 160 auf 120 abgebaut werden.

 
Hintergrund ist eine sich dramatisch verändernde Marktsituation. Hatte im Jahre 2007 das Großschadensereignis Kyrill noch für eine vorübergehende Produktionsspitze in den heimischen Sägebetrieben geführt, so suchen die Säger heute mitunter händeringend nach Rohholz. In diesem wirtschaftlichen Umfeld haben viele Waldbauern ihren Holzeinschlag reduziert. „Die Preise hier in der Heimat sind durch die Decke gegangen“, berichtet Hans-Georg Pieper, der seit 26 Jahren das Familienunternehmen in Olsberg leitet. Experten sehen einen Grund in der Tatsache, dass die Landesregierung unmittelbar nach Kyrill dem österreichischen Großsäger große Mengen Rundholz vertraglich auf Jahre zugesichert hat - Zu Lasten der mittelständischen Sägebetriebe, gerade im waldreichen Sauerland. So hat sich auch Pieperholz der Initiative Holz und Arbeit NRW angeschlossen, einem Verbund von rund 40 Mittelstands-Sägern, die auf ihre extrem angespannte wirtschaftliche Lage aufmerksam machen wollen.
 
Ausweichen auf andere Märkte können die Holzverarbeiter nicht: je weiter weg die Einkaufsquelle für Holz liegt, desto teurer wird der Transport. Holz aus Skandinavien oder Russland kostet dann frei Werk das gleiche wie heimisches Holz oder ist sogar noch teurer. Auf der anderen Seite lässt sich Schnittholz im Ausland nicht mehr zu den Preisen verkaufen, die NRW Säger erzielen müssen, um rentabel zu sein. „Wir haben bis nach Afrika Holz verkauft, nach Spanien und Italien sowieso, aber auch schon mal bis nach Japan: immer dorthin, wo aufgrund boomender Bauwirtschaft Holz benötigt wurde“, erinnert sich Pieper. Die Zeiten seien aber vorbei. Pieper Holz hat die Weiterverarbeitung forciert: Ein eigenes 30-Mann-Team konzentriert sich inzwischen auf die Produktion und den Vertrieb von Spielplatzausstattungen und Elementen für Garten, Park und Landschaft: alles Handarbeit, keine Serienfertigung. Die Kunden für Spielgeräte und Spielanlagen z.B. finden sich überwiegend im kommunalen Bereich. „Das ist ein mühsames Geschäft. Zum einen sind wir nicht der einzige Anbieter, zum anderen dauert die Entscheidungsfindung auf Kundenseite manchmal viele Monate und schließlich schwimmen die Städte und Gemeinden ja auch nicht im Geld, das macht es noch mal mühsamer.“ 
 
Der Weg zur Geschäftsfelderweiterung und Marktanpassung insgesamt war in den vergangenen 3 Jahren mühselig und auch mit Opfern verbunden. Die Reduzierung der Mitarbeiterzahl ist über einen langen Zeitraum sozialverträglich erfolgt. Fast alle ausscheidenden Mitarbeiter konnten aus dem bestehenden Arbeitsverhältnis, ohne Arbeitslosigkeit, in ein neues Arbeitsverhältnis wechseln. Pieper: „Den Prozess der Reduzierung haben wir im letzten Jahr abgeschlossen und blicken trotz eines schwierigen Marktumfeldes wieder positiv nach vorne.“
 
Mittlerweile ist das Sägewerk vom ehemaligen Zweischicht-Betrieb auf den Einschicht-Betrieb gewechselt. Die Ausweitung der Geschäftsfelder in den Bereich Garten, Park und Landschaft führt zu zahlreichen Neuentwicklungen, so ist Pieper Holz der alleinige Hersteller der original Rothaarsteigmöbel. Das neue Gartenmöbelprogramm „Pieper Flow“ wird Zug um Zug erweitert. Das Geschäftsfeld Kinderspielplätze entwickelt sich allmählich weiter, der neue „Pieper-Holz-Spielgeräte-Atlas“ mit 470 Seiten liegt inzwischen vor. „Im Trend liegen asymmetrische Geräte, Türme und Brücken. Gerne wird auch der barrierefreie Zugang erwartet, da bauen wir dann Rollstuhlrampen und kleine Aufzüge mit ein“, berichtet Pieper. Die eine oder andere Spielanlage wird mittlerweile auch mit Alu-Pfosten in Kombination mit unbehandeltem Eichenholz ausgeliefert, beide Produkte gelten als unverwüstlich und umweltschonend. Üblicherweise hält ein guter Holz-Spielplatz 12 bis 15 Jahre; mit Alu-Eiche Elementen entsprechend länger. Wie in vielen Bereichen ist Pieper Holz auch hier gezwungen, durch Innovationen und Produktverbesserungen im schwieriger werdenden Marktumfeld seine Position zu verbessern und wenigstens zu erhalten. (Quelle: Initiative Holz und Arbeit NRW - Prünte & Kollegen - 09/2014)